Freude und Leid einer gewittrigen Nacht.

Am 11.09.2012 statteten wir den Teichen in Commerau einen nächtlichen Besuch ab.

Die Temperaturen waren noch einmal auf sommerliche 29°C geklettert und für die Nacht war der große Wetterwechsel, mit Gewitter und Regen, vorhergesagt. In so einer Nacht muss sich etwas im Wasser tun.

Gegen 17 Uhr flogen wir am altbekannten Gewässer ein. Zu unserer Begrüßung hatte sich bereits eine Hundertschaft Mücken versammelt, die uns sofort freudig in Empfang nahm. Angefacht von der Schwüle, vollbrachten sie gierig Werk.

 

Da in den letzten Stunden der Luftdruck rasant gefallen war, herrschte eisiges Schweigen im Wasser. Die beiden anwesenden Karpfenangler packten nach einem erfolglosen Tag, langsam ihre sieben Sachen. Mir wars Recht, so hatten wir das Wasser für uns allein und endlich konnte ich meinen Plan, die Montagen über die Ufer abzuspannen, in die Tat umsetzen. 

Zuerst mussten noch ein paar Köderfische gestippt werden, danach war der Aufbau der Montagen an der Reihe. 

 

Es sollte alles bei Tageslicht fertig sein, um mit der Dämmerung nur noch anzuködern. Unter den verständnislosen Blicken des letzten Karpfenanglers, befestigte ich das Vorfach an einem am Ufer stehenden Baum, um mich nacher, mit der Rute und geöffnetem Rollenbügel, in buschmännischer Manier, um die Uferbäume, bis zur Ansitzstelle zurückzuhangeln. Mit der zweiten Rute passierte das Gleiche, nur am gegenüberliegenden Ufer.

Die restliche Zeit bis zur Dämmerung, nahm die Nahrungsaufnahme von Mensch und Hund in Anspruch. Nebenbei kam ich zu meinen ersten Steinpilzen in diesem Jahr.

Als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, fand sich noch ein Schwan auf dem Wasser ein, um dort stetig seine Kreise zu ziehen.

Im letzten Abendrot und aufkommenden Wolkenteppichen, kam die Zeit um die Köder ins Wasser zu verabschieden. Nachdem die Köfis waidgerecht in die ewigen Jagdgründe befördert wurden, ging es an die Haken. Noch die Reißleine eingehängt und schon kam das Komando zum Straffziehen.

Da die Auslegerleine an einem Baum am Ufer befestigt wurde, war die Einstellung des Köders ein Kinderspiel. Auch wenn das Wasser nur 80 cm tief war, hatte ich das Vorfach 90 cm lang gebaut.

So konnte der Köder kurz unter der Oberfläche angeboten werden und der Schwan hatte genug Platz, um darunter hindurchzuschwimmen, ohne sich dabei aufzuhängen. Die Hauptschnur war auch komplett aus dem Wasser, nur der Köderfisch hing unverdächtig unter der Oberfläche und der aufkommende Wind hauchte ihm mittels entstehender Wellen, Leben ein.

Die Nacht hielt Einzug und der Himmel zog sich immer mehr zu. Erstes Wetterleuchten kündigte ein Gewitter an. Im Wasser regte sich aber weiterhin nichts. Leichter Nieselregen setzte ein und vertrieb uns unter die am Auto befestigte Plane. So hatte ich nur noch die rechte Rute im Blick. Die Glöckchen der Linken meldeten hin und wieder jagende Fledermäuse.

 

 

 

In die Gespräche über Gott und die Welt, mischte sich gegen 23 Uhr plötzlich ein Platschen aus Richtung des rechten Köders. Die Rute vor mir verneigte sich im selben Augenblick tief in Richtung Wasser. Das Glöckchen schellte, als ob es unter Strom stünde. Die Rute ging in ein Schütteln über, als plötzlich wieder aus dem Bereich des Köders ein Geräusch, ähnlich einer zurückpfeifenden Bogensehne, zu vernehmen war. Im selben Moment ging die Rute in ihre Ausgangsstellung und der Spuk war vorbei.

Im Wetterleuchten war zu sehen, daß die Montage immernoch gespannt war.

Mir war sofort klar, die Reissleine hatte nicht funktioniert.

Um den in die Höhe geschossenen Adrenalinspiegel zu senken, steckte ich mir erstmal eine ins Gesicht und setzte mich fünf Minuten.

Die Kontrolle an der Auslegerleine beförderte den Köfi kurz aus dem Wasser. Der Wels hatte also wieder losgelassen.

Jetzt brach das Gewitter endgültig los. Der Wind mutierte zu Sturmböen und riss unseren Unterstand weg. Der folgende Schauer ließ uns ins Auto flüchten. Der Regen hielt bis zum nächsten Morgen. Auch die Glöckchen schwiegen die restliche Nacht.

Um so größer war die Überraschung am Morgen.

Die linke Rute war leicht nach vorn, aus dem Rutenhalter gerutscht.

Bei der Auslegerleine angekommen, sah ich sie lose im Wasser schwimmen. Die Reissleine hatte ausgelöst. Beim Einholen der Schnur war aber kein Widerstand zu merken, nur, daß sie jetzt in die Teichmitte verlief. Der Köfi war auch weg.

Wahrscheinlich ist der Biss in den Sturmböen und den Starkregenschauern irgendwie untergegangen. Keiner von uns hatte von dem Biss etwas mitbekommen.

Der Köderfisch der anderen Rute zeigte bei Tageslicht zwei breite Stellen, wo er über die Raspelzähne des Welses gerutscht war.

Da hatten wir nun zwei Bisse in dieser Nacht und konnten keinen verwerten. In Zukunft werden die Ruten jedenfalls bei solchen Wetterkapriolen nebeneinander gestellt.

Den Querschnitt der Reissleine auf 0,30 mm heraufzusetzen, kommt auch nicht gut. Man muss wahrscheinlich nicht alles aus Spanien übernehmen. Mit den vorherigen, dünnen Reissleinen gab es nie Probleme oder Fehlbisse. In Zukunft wird es wieder wie vorher gemacht. Nicht alles Neue ist gut und funktioniert. Im "Wallerforum" ging einigen anderen Kollegen auch schon so. Die Spitze waren vier Fehlbisse hintereinander. Elektronische Vibrations-Bissanzeiger sind bei etwas abseits stehenden Ruten, wohl auch angebrachter.

 

Wenigstens hat bei diesem Ansitz der Aufbau funktioniert und die Wallis konnten überlistet werden. Das sie Sieger blieben, lag an uns. Noch ist nicht aller Tage Abend. Nach neuen Bastelarbeiten sehen sie uns wieder.