Laichzeit / Vermehrung

Die Welse in unseren Gewässern laichen nicht jedes Jahr erfolgreich ab. Wir befinden uns am nördlichen Rand des Verbreitungsgebietes der Fischart.

Der Wels benötigt gleichmäßige Wassertemperaturen von 20-24C° über einen längeren Zeitraum. Steigt die Wassertemperatur im späten Frühjahr auf entsprechende Werte, fangen die Weibchen an Rogen auszubilden. Fällt die Quecksilbersäule aber noch einmal ab, wird der Rogen in Energie umgesetzt und bildet sich zurück. In den letzten Jahren viel manchmal der Sommer im ostsächsischen Raum aus, daher findet die Laichzeit jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt statt. Entsprechend gestaltet sich das Beissverhalten.

Das Welsmännchen baut das Nest
Das Welsmännchen baut das Nest

Die Welse brauchen hier oft mehrere Anläufe zur Paarung und damit zieht sich die Laichzeit vereinzelt sogar normal von Mitte Mai bis Ende August. Als Welsangler sollte man auf die erste längere, warme Phase der Wassertemperatur achten.

Der Wels zählt als Krautlaicher in der Gelegezone des Flachwassers. Dort schlägt das Männchen eine Laichgrube in den Pflanzenbewuchs am Gewässergrund. Nachweislich fällt die Entscheidung zum Bau eines Laichnestes aber auch oft auf das Wurzelgeflecht von  Weiden oder ähnlichem Gehölz, welches im Wasser steht. Pflanzenteppiche sind nicht grundsätzlich von Bedeutung.

Das Weibchen ist gefunden
Das Weibchen ist gefunden

Findet sich am vorbereiteten Brutplatz ein Weibchen ein, beginnt die Paarung. In den Abendstunden beginnt das Männchen seine Partnerin mit Kopfstößen in deren Seite, sie zum ablaichen zu bewegen. Im Verlauf des Paarungsaktes kommt es zu kampfartigen Szenen, die nicht immer ohne Verletzungen bleiben. Das Männchen umschlingt seine Auserwählte wie eine Kobra ihr Opfer. In den Morgenstunden hat dieses Ritual oft seinen Höhepunkt. Die Welsdame senkt sich über das Nest und legt ihre Eier ab, welche vom Männchen befruchtet werden.

Während des Liebesspieles der beiden Fische, ist  ihnen ihre Umwelt völlig egal. Sie sind förmlich blind vor Liebe und ignorieren alles und jeden.

Sind die Eier im Nest befruchtet, bewacht das Welsmännchen das Nest und übernimmt die Brutpflege. Im Gelege befinden sich nun bis eine halbe Million Eier. Aber nur eine Handvoll wird die Geschlechtsreife erreichen und für Nachwuchs sorgen können. Papa bewacht jetzt Tag und Nacht das Nest und fächelt ständig mit dem Schwanz frisches Wasser um die Eier. Er frist nicht, aber verteidigt das Gelege gegen jeden Eindringling.

Gelege mit Eiern an einer Weidenwurzel
Gelege mit Eiern an einer Weidenwurzel

Da in dieser Zeit der Meister auf alles und jeden losgeht, verbietet sich eine Beangelung dieser Fische von selbst. Sie sind jetzt leichte Beute, der man sich nicht zu rühmen braucht. Siehe youtube. Jetzt kommen auch die Monstermärchen menschenressender Fische auf, nur weil Badegäste in manchen Seen den Gelegen zu nahe kommen und immer wieder mal einen harmlosen Dämpfer kassieren.

Das Männchen bewacht das Gelege
Das Männchen bewacht das Gelege

Bei entsprechender Wassertemperatur schlüpft die Brut nach zwei bis drei Tagen. Sie ist dann ca. 5 mm lang und völlig unpigmentiert. Mit einsetzender Pigmentierung der etwa fünf Wochen alten Brut, können durch einen invasionsartigen Befall mit Ichthyophthirius, einem Wimperntierchen, hohe Verluste entstehen.

Die Welsbrut wächst nun schnell heran. Die Brütlinge ernähren sich in den ersten Tagen von ihrem Dottersack. Danach fressen sie unermüdlich Kleinstlebewesen, um rasant an Gewicht und Länge zuzulegen. Welse werden in unseren Gewässern in ihrem ersten Lebensjahr bis 20 cm lang und 200 g schwer.

 

Auch wenn natürlich abgelaicht wird, können Kälteeinbrüche Brut oder Jungfische nicht aufkommen lassen, so dass auch in einem typischen Welsgewässer sehr oft ganze Welsjahrgänge ausfallen. Schließlich müssen die einsömmrigen Welse auch noch zu Beginn der kühleren Jahreszeit einen hervorragenden Ernährungszustand haben, um über den ersten für sie gefährlichen Winter zu kommen.

Hinzu kommt, dass der Wels ein Kanibale ist, der sein Revier oft von Artgenossen freihält. Er verschmäht seine eigenen Verwandten nicht und dezimiert so seinen eigenen Bestand. Ein weiterer Teil der Jungfische wird den Komoranen und anderen Raubfischen zum Opfer fallen. Erst wenn der Wels größer ist, hat er nur noch seine Artgenossen zum Feind.